Donnerstag, 14. Juli 2011

Wenn Mode zu Fantasie wird





Zart und romantisch; bodenständig und ausgeglichen; harmonisch und weiblich.
Adjektive, die man wohl meiden würde, um eine Kollektion von Alexander McQueen zu beschreiben. Doch genau diese definieren die der von Sarah Burton für das Haus Alexander McQueen designten Frühlingskollektion 2011 genau. Fantasievoll setzen sich in ihren Kleidern die facettenreichen Formen von Flora und Fauna ab. Schmetterlinge, die aus Dekolté und Nacken ragen, Blumen die am Hosenbein herunterbaumeln,  Seealgen, die an der Haut zu haften scheinen, Federn, die sich wild auf dem Stoff zerstreuen und Korallen, die dynamisch der Auf- und Ab-Bewegung des Meeres zu folgen scheinen. Es treten fantastische Muster auf, inspiriert  von der Welt der Schmetterlinge und Reptilien. Doch auch menschlich-organische Themen werden aufgegriffen: So erinnern Rockfalten an anatomische Kapillaren; Haare hängen schweifartig vom Kleid herunter oder formen sich zu einem hohen Kragen. 
Eine Gesamtbetrachtung  aller Kleider erlaubt eine Assoziation mit Märchenwesen, wie Elfen, dennoch wirkt keins der Stücke, wie ein Kostüm. Sarah Burtons Kollektion ist keine Hyperbel; sie ist lässig und sie ist tragbar. Während der im Februar verstorbene Alexander McQueen in seinen Kollektionen immer wieder das Bild einer Frau skizziert, die mutig und kompromisslos Dominanz und Würde ausstrahlt und dabei eine dunkle Seite in sich trägt, schafft Burton eine ausgegelichenere; eine erdige Idee der Weiblichkeit, ohne ihr ihre Extravaganz zu nehmen.
Auch die Aufmachung der Show ist eine völlig andere. Während in der Vergangenheit McQueens Kleider mithilfe von Licht, Film und Musik auf großen Bühnen inszeniert und zu einem riessen Spektakel wurden, geht es im Oktober 2010, als die neue Frühlingskollektion das erste Mal präsentiert wurde, gediegener zu: Der Laufsteg verliert seine Bühnenhaftigkeit und wird zur weißen, einfachen Plattform; das Licht ruht, die Musik unternimmt keinen Themenwechsel. Ganz klar sticht heraus, dass mit der neuen Chefdesignerin Burton nicht der Versuch unternommen wird, McQueen selbst zu wiederholen. Sie schafft es dennoch seinem großen Werk gerecht zu werden.






Mir werden McQueens imposante Shows dennoch fehlen; Seine Vorliebe, das Abstrakte im Scheinwerferlicht zu präsentieren und furchtlos und radikal zu inszenieren.













"SUPERCALIFRAGILISTIC" women's fall/ winter 2002


"THE DANCE OF THE TWISTED BULL" women's spring/ summer 2002


"SCANNERS" women's fall/ winter 2003


"IRERE" women's spring/ summer 2003


"PHANTEON AS LECUM" women's fall/ winter 2004


"DELIVERANCE" women's spring/ summer 2004


"THE MAN WO KNEW TOO MUCH" women's fall/ winter 2005


"ITS' ONLY A GAME" women's spring/ summer 2005



"THE WIDOWS OF CULLODEN" women's fall/ winter 2006


"NEPTUNE" women's spring/ summer 2006


"IN MEMORY OF ELIZABETH HOWE, SALEM, 1692" women's fall/ winter 2007



"SARABANDE" women's spring/ summer 2007


"THE GIRL WHO LIVED IN THE TREE" women's fall/ winter 2008


"LA DAME BLEUE" women's spring/ summer 2008




"THE HORN OF PLENTY" women's fall/ winter 2009




"NATURAL DIS-TINCTION UN-NATURAL SELECTION" women's spring/ summer 2009




"AN BAILITHEOIR CNÁMH" women's fall/ winter 2010





"PLATO'S ATLANTIS" women's spring/ summer 2010





women's fall/ winter 2011




Alexander McQueens Tod ist nicht nur für die Modebranche ein großer Verlust, auch der Fakt, dass er es als sensibler und isolierter Künstler nicht geschafft hat, sich selbst mit seiner eigenen Schaffenskunst zu therapieren, ist eine pessimistische und traurige Aussage. Ich gebe Madonna recht, die zu seinem Tod sagte: "Lee McQueen war ein wahrlich einzigartiger Visionär in der Modewelt. Ein Schöpfer von Schönheit. Was für eine Tragödie."


Seven Kanti











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